Was sind Diversifizierungsvorteile?

Die Finanzwissenschaft sieht in der Diversifizierung der Geldanlage vor allem den Vorteil der Risikoreduzierung. Man verwendet die Standardabweichung der Renditen als Maß für das Anlagerisiko. Mit diesem Maß wird untersucht, wie sich die Kombination risikoreicher Wertpapiere in einem Portfolio auf das Risiko und die erwartete Rendite des Portfolios auswirkt. Eine wichtige Schlussfolgerung ist, dass das Risiko durch eine Diversifizierung der Anlagen verringert wird, sofern die Renditen der risikobehafteten Vermögenswerte nicht vollkommen positiv korreliert (also =1) sind.

Wie werden nun die Diversifizierungsvorteile berechnet?

Ein Maß für die Vorteile der Diversifizierung ist die Diversifizierungsquote. Sie wird als das Verhältnis zwischen dem Risiko eines gleich gewichteten Portfolios von einer bestimmten Anzahl an Wertpapieren (gemessen an der Standardabweichung der Renditen) und dem einfachen Durchschnitt der einzelnen Standardabweichungen der einzelnen Wertpapiere gemessen. Wenn die durchschnittliche Standardabweichung der Renditen für die 10 Aktien 20 % beträgt und die Standardabweichung der Renditen für ein gleichgewichtetes Portfolio aus den 10 Aktien 15 % beträgt, ist die Diversifizierungsquote 15 / 20 = 0,75.

Während die Diversifizierungsquote ein Maß für die potenziellen Vorteile der Diversifizierung darstellt, ist ein gleichgewichtetes Portfolio nicht unbedingt das Portfolio, das die größte Risikominderung bietet. Optimierungen können die Portfoliogewichte berechnen, die das geringste Portfoliorisiko (Standardabweichung der Renditen) für eine bestimmte Gruppe von Wertpapieren ergeben.

Die Portfoliodiversifizierung funktioniert am besten, wenn die Finanzmärkte normal funktionieren. Kommt es hingegen zu Marktturbulenzen, wie der Finanzkrise von 2008 oder dem COVID-Crash im Jahre 2020, bietet die Diversifizierung weniger Risikominderung. In Zeiten der Finanzkrise nehmen die Korrelationen tendenziell zu. Dies verringert die Vorteile der Diversifizierung.

Was bringen mir Diversifizierungsvorteile direkt?

In Zuge der Aufstellung einer strategischen Portfolio-Aufstellung wird Dein individuell optimales Risiko festgelegt. Dieses Risiko beschriebt das Risiko, welches Du bereit bist einzugehen und welches Du fähig bist einzugehen. Deine erwartete Rendite steht in direkter Abhängigkeit zu dem gewählten Risiko. Wenn es Dir nun gelingt Dein Risiko zu reduzieren, kannst Du auf eine höheres Rendite-Level wechseln, als wenn dies nicht der Fall wäre.

Es geht bei der Diversifizierung also um die Steigerung der Rendite pro Risikoeinheit. Die Rendite pro Risikoeinheit wird beispielsweise mit der Sharpe Ratio gemessen.

Woher kommen diese Diversifizierungsvorteile?

Durch die Ausweitung des Portfolios über den heimischen Markt hinaus wird beispielsweise eine größere Diversifizierung erreicht, da sich die Anlagen auf eine größere Anzahl an verschiedenen Regionen und lokalen Volkswirtschaften aufteilen, so dass gewisse Risiken “wegdiversifiziert” werden. Aktien, die auf demselben Markt gehandelt werden, korrelieren in der Regel in hohem Maße, da sie derselben Wirtschaft, demselben Rechtssystem usw. ausgesetzt sind. Der Diversifikationseffekt durch eine globale Diversifizierung kann begrenzt sein, wenn die Unternehmen bereits in ihrem Geschäftsmodell global diversifiziert sind.

Ähnliches gilt bei der Diversifizierung nach verschiedenen Industrien. Die Mischung eines Portfolios mit verschiedenen Industrien reduziert Industrie-spezifisches Risiko. Beispielsweise stellen hohen Rohöl-Preise für die Luftverkehrsindustrie einen hohen Kostenfaktor dar. Für die Rohöl-Industrie hingegen stellen niedrige Rohöl-Preise ein Verlustrisiko dar. Daherkam die Kombination aus einem Unternehmen aus der Luftverkehrsindustrie mit einem Unternehmen aus der Rohöl-Industrie das spezifische Preisrisiko bezüglich der Rohölpreise für das Portfolio insgesamt reduzieren. Erinnerung: Risiko wird als Schwankungsintensität gemessen.