Anleihen und Geldmarktpapiere

Dieser Artikel beschreibt die Sub-Anlageklasse der Anleihen und Geldmarktpapieren. Diese gehören der Anlageklasse der festverzinslichen Wertpapiere an.

Grundsätzliches

Anleihen können unterschieden werden nach traditionellen, unbesicherten Anleihen und mit Vermögenswerten besicherten Anleihen (in englisch: Asset-backed securities). Ebenso können Anleihen unterschieden werden nach dem Emittenten.

Typischerweise werden Anleihen von Staaten, supranationalen Organisationen oder lokalen Gebietskörperschaften (z.B. von einzelnen Bundesländern) ausgegeben. Andererseits können auch Unternehmen Anleihen ausgeben.

Auch unterscheiden sich Anleihen nach der Anlagedauer. Geldmarktpapiere sind hingegen Wertpapiere mit einer Laufzeit von bis zu 12 Monaten.

Eine weitere Unterscheidung kann vorgenommen werden bei der Struktur der Anleihen. Anleihen können einen jährlichen Zins (den sogenannten Coupon) zahlen. Die Häufigkeit dieser Coupon-Zahlungen kann unterschiedlich sein (bspw. halbjährlich oder jährlich). Anleihen ohne Coupon-Zahlungen nennt man Zero-Coupon-Bonds. Diese werden oftmals unter Nennwert gehandelt. Der Ertrag wird also (am Fälligkeitsdatum) erzielt.

Anleihen werden gewöhnlich gemäß ihrem Risikoprofil in verschiedene Kategorien eingeteilt. Die entscheidendste Unterteilung ist die Einordnung einer Anleihe als “Investment Grade” oder als “High-Yield”. Als Investment Grad werden Anleihen bezeichnet, welche risikoärmer sind und ein Rating zwischen AAA und BBB haben. Anleihen mit einem geringeren Rating als BBB werden als High Yield bezeichnet.

Du kannst in Anleihen und Geldmarktpapiere direkt investieren oder eine passive Form der Investition über ETFs wählen.

Es gibt noch viele weitere Unterschiede bei Anleihen auf die hier nicht tiefer eingegangen wird.

Nachfolgend werden sowohl Anleihen von Staaten als auch von Unternehmen differenziert betrachtet.

Staatsanleihen

Staatsanleihen gelten gemeinhin als Referenzpunkt für die risikofreie Geldanlage. Dies gilt insbesondere für Staatsanleihen von westlichen Industrienationen. Diese werden häufig mit dem besten Rating (z.B. die USA mit AAA von Fitch) versehen.

Allerdings sind Staatsanleihen (insbesondere in Entwicklungsländer) durchaus auch anfällig für den Kreditausfall (vgl. Argentinien 2000, 2010, 2020 & Griechenlandkrise 2011 ff.). Tatsächlich sind nur eine Handvoll Länder von den Ratingagenturen als risikofreiem Niveau eingestuft worden.

Regierungen von Staaten emitieren Anleihen zumeist aus fiskalischen Gründen. Sie finanzieren damit Staatsausgaben, die aus den laufenden Einnahmen des Staates nicht gedeckt werden können.

In Deutschland nennen sich Staatsanleihen Bundesanleihen, in den USA US Treasuries und im UK gilts.

Eigenschaften

Staatsanleihen sind in der Regel unbesichert. Beglichen werden Zins und Tilgung der Staatsanleihen bei einem Haushaltsüberschuss aus Steuermitteln und bei einem Haushaltsdefizit aus neuen Schuldtiteln.

Staatsanleihen unterteilen sich in 3 weitere verschiedene Kategorien:

  • Feste Coupon-Zahlungen
  • Flexible Coupon-Zahlungen (abhängig vom Zinsniveau)
  • Inflationsangepasste Coupon-Zahlungen & Rückzahlung des Nennwertes

Risiko

Da Staatsanleihen als verhältnismäßig sicher gelten besteht das größte Risiko des Investments in einer Änderung des generellen Zinsniveaus. Steigt das Zinsniveau sinkt der Wert der Staatsanleihen. Sinkt das Zinsniveau hingegen steigt der Wert der Staatsanleihen. Bei Staatsanleihen mit einem High Yield Rating sollte vor allem die Wahrscheinlichkeit eines partiellen oder vollständigen Kreditausfalls ins Auge genommen werden.

Unternehmensanleihen

Der grundsätzliche Unterschied von Unternehmen zu Staaten ist die Gewinnorientierung von Unternehmen. Unternehmen nehmen Fremdkapital auf um kurzfristigen Verpflichtungen nachzukommen oder langfristige Investitionen zu tätigen. Fremdkapital ist ein wesentlicher Anteil – neben dem Eigenkapital – der Kapitalstruktur von Unternehmen.

Die Kapitalstruktur von Unternehmen besteht gewöhnlich zum überwiegenden Teil aus Fremdkapital. Einen Teil dieser Fremdkapitalfinanzierung erfolgt über Unternehmensanleihen.

Eigenschaften

Unternehmensanleihen werden entweder an Börsen gehandelt oder über privatrechtliche Vereinbarungen geschlossen. Diese unterscheiden sich in der Laufzeit sowie in der Häufigkeit der Coupon-Zahlungen. Auch können – wie bei Staatsanleihen – fixe oder flexible Coupon-Zahlungen vereinbart werden. Eine weitere Möglichkeit sind Zero-Coupon Anleihen.

Auch kann die Dauer von Unternehmensanleihen strukturiert sein. Der einfachste Fall ist ein fester Rückzahlungstermin. Allerdings sind auch mehrere (partielle) Rückzahlungstermine möglich.

In Entwicklungsländern bekommen Unternehmensanleihen meist per se kein höheres Rating als die Staatsanleihen des Staates in dem das Unternehmen seinen Sitz hat.

Risiko

Da Unternehmensanleihen gewöhnlich als risikoreicher als Staatsanleihen angesehen werden, ist die Betrachtung des Risikoprofils noch entscheidender als bei Staatsanleihen. Unternehmensanleihen mit einem Investment Grad Rating werden wahrscheinlich am ehestens von einer Veränderung des allgemeinen Zinsniveaus betroffen sein. Unternehmensanleihen mit einem höherem Risiko (High Yield) sind vorrangig abhängig von der Entwicklung der Kreditwürdigkeit.

Da Unternehmensanleihen einem Kreditausfallrisiko unterliegen ist es wichtig auf die Reihenfolge der Begleichung von Restschuld im Falle eines Zahlungsausfalls zu achten. Bei besicherten Schuldtiteln wird eine Form von Sicherheit verpfändet (z.B. Ausstattung, Land, Gebäude, Aktien, Anleihen), um die Rückzahlung der Schuld zu gewährleisten. Im Gegensatz dazu werden bei ungesicherten Schuldtiteln die Forderungen aus dem allgemeinen Vermögen des Unternehmens gemäß der gesetzlichen oder vertraglichen Zahlungsrangfolge beglichen.

Zinsentwicklungen – Investment Grad vs. High Yield

Es kann den Fall geben, dass sich Unternehmensanleihen aus dem High Yield Spektrum bei Zinserhöhungen positiv entwickeln, Anleihen aus dem Investment Grad Bereich allerdings negativ. Dies kann der Fall sein, da höhere Zinsen meist korreliert sind mit einer guten Entwicklung der Gesamtwirtschaft. Eine gute Entwicklung der Gesamtwirtschaft wiederum führt gewöhnlich zu einem allgemein geringeren Kreditausfallrisiko. Ebenso können Zinssenkungen negativ korreliert mit der Entwicklung von High Yield Anleihen sein. Die Korrelation mit Investment Grad Anleihen hingegen positiv ist. Dies kommt zur Stande, da Zentralbanken Zinsen oftmals dann senken, wenn die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung schlecht ist. Eine schlechte wirtschaftliche Lage führt wiederum zu einem höheren Kreditausfallrisiko bei Unternehmen.